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Sankt Nikolaus in Not

Es war der Tag des sechsten Dezember und eine seltsame Spannung lag in der Luft über dem Dörfchen des Tales. Es lag wunderschön idyllisch, ganz umrahmt von Gletschern und Bergen. Dicke mollige Schneeflocken fielen vom Wolken verhangenen Himmel und der runde Mond leuchtete bezaubernd schön und tauchte die Häuser und Straßen in einen silbrigen Schein.  Es war ein adventlicher Abend von Stille und Friedsamkeit und man hatte das Gefühl, dass  selbst die flimmernden Sterne sich auf den Weg zur Erde machten um heilig durch die  Strassen und Gassen zu wandern. Es war ein Abend wie geschaffen für Heimlichkeiten und  Wunder. In den Stuben donnerten die Kanonenöfchen, und verbreiteten eine himmlische  Wärme. Überall roch es nach Bratäpfeln, Nüssen und Zimt.

Aber der Schein täuschte, denn sorgenvoll drückten Kinder und Erwachsenen ihre Nasen an  die Fensterscheiben.

Es hatte bereits seit Wochen geschneit. Meterhoch türmte sich der Schnee an den  Straßenrändern und seit Tagen war der Ort völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Kinder würden wohl heute vergeblich auf den lieben Nikolaus warten.

Er würde wohl nicht durch die Schneemassen kommen können.

Nur hin und wieder hörte man den Nachtwächter durch die engen Gassen schlurfen, seine  Laterne gab einen milden Schein und erfroren klangen die Töne aus seiner Trompete.  Um zehn Uhr machten die Leute ihre Fensterläden zu, nach und nach verloschen die Lichter in  den Stuben und die Kinder krochen mit bangem Herzen und traurigen Gedanken unter ihre  Bettdeckchen. Die kleine Mathilde hatte sich ganz leise in den Schlaf geweint. Sie lebte in einer sehr armen Familie und ganz tief in ihrem Herzen hatte sie sich vom heiligen Nikolaus ein kleines eigenes Püppchen gewünscht. Sie war darum das ganze Jahr hindurch besonders brav gewesen und doch würde es wohl auch in diesem Jahr wieder nichts werden.

Ihre Gedanken gingen über in einen seltsamen Traum. Darin sah sie , wie der Schnee langsam schmolz und sich plötzlich in unendlich viel fließendes Wasser verwandelte. Direkt von den Bergen floss es von überall herunter in das Tal und ganz langsam wurden der Marktplatz und die Gassen zu einem spiegelnden See. Durch das Rauschen vernahm sie plötzlich Geräusche die einem Ruderschlag glichen und auch Glöckchen konnte sie hören. Was konnte das nur sein? Sie traute sich kaum zu atmen. Spielten ihre Ohren selbst im Traum verrückt?

Immer deutlicher wurden die Töne und plötzlich im hellen Lichterglanz eines strahlenden kleinen Bootes kam der Nikolaus ins Dörfchen gerudert. Gleichmäßig und ruhig waren seine Bewegungen. Hier und da hielt er sein Boot an, öffnete seinen Sack mit Geschenken und versteckte die herrlichsten Dinge in den geputzten Stiefeln, die alle Kinder wegen des hohen Schnees in diesem Jahr an die Fensterläden gebunden hatten.

Im Traum sah sie auch wie er ein kleines Püppchen in ihrem Schuh verschwinden ließ. Ganz warm wurde ihr ums Herz und dankbar winkte sie dem Nikolaus zu.

Sie hätte diesen Traum gerne zu Ende geträumt, wenn die Mutter sie nicht am anderen Morgen zeitig geweckt hätte.

„Kinder, schnell,“ rief sie, „schaut aus den Fenstern. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen, das gab es noch nie. Heute Nacht hat sich ganz viel Schnee in Eis verwandelt und ihr könnt in den Gassen und auf dem Marktplatz Schlittschuhe laufen.

Und schaut nur Eure Stiefel- Sankt Nikolaus hat euch auch in diesem Jahr nicht vergessen.“

Mathilde fand Ihr erstes kleines eigenes Püppchen und war das glücklichste Kind auf Erden. Nur sie allein wusste das in dieser ganz besonderen Nacht Sankt Niklaus nicht mit dem Schlitten gekommen war sondern in diesem Jahr als Seemann.

 

Lied: Sankt Niklaus war ein Seemann

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