top of page

Kinder, Kinder was für eine Bescherung

Unsere Geschichte handelt eigentlich von einer ganz normalen Familie. Da ist Mutter und Vater und eins, zwei, drei, vier Kinder. Alle freuen sich wie jedes Jahr auf das schönste aller Feste, das Weihnachtsfest. Und immer zu Beginn der Adventszeit schreiben und malen und basteln die Kinder so wie überall auf der Welt Ihre Wunschzettel für das Christkind.

Und seit Jahren steht dort von allen Kindern immer wieder der gleiche Wunsch, den der Vater energisch ablehnt.

Auch in diesem Jahr war es wie immer. Es tauchte wieder und wieder die Frage auf: „Papa bekommen wir einen Hund? Nein auf gar keinen Fall. Es kommt mir kein Hund in das Haus. Ach Papilein bitte, bitte, nur einen klitzekleinen, strubbeligen Hund.“ „Nein es gibt kein Tier weder groß noch klein, weder mit zwei noch mit vier Beinen. Ganz egal wie süß oder niedlich das Vieh auch sein mag. Nein und Ende der Debatte.“

Er stellte sich schon vor, wie er dann mit dem Hund um die Häuser laufen musste weil die Kinder keine Lust oder Zeit mehr hatten, und ganz zu schweigen von den Kosten für Tierfutter und Tierarzt. Dreck und Gestank würden obendrein noch in das Haus geschleppt.

Nein, Nein und abermals nein.

Und Tiere im Käfig halten, das ging ihm erst recht gegen den Strich.

Schon wieder hingen die Kinder an ihm: „Papa, Papilein bitte dann doch wenigstens einen Katze.“ „Nein,“ sagte der Vater streng, „auch keinen Katze. Wozu denn einen Katze? Schließlich haben wir keinen Mäuse im Haus.“

Ach so einfach war das für den Vater: Weil keinen Mäuse im Haus waren, brauchten sie auch keinen Katze - Logisch.

Aber das können wir doch leicht ändern, dachte sich Irmgard, die älteste der beiden Töchter.

Ihre Geschwister wurden eingeweiht und da ihre Chancen nicht schlecht standen auf diese Weise schon bald zu einer Katze zu kommen wurde auch schnell ein Plan geschmiedet und gehandelt. Die Brüder gingen zur Zoohandlung und erstanden von ihrem Taschengeld zwei kleine Mäuse. Sie nannten sie Stups und Schnalle und waren zwei wirklich niedliche Tierchen. Sollten sie der Mutter begegnen würde sie wohl sofort mit beiden Beinen auf den Tisch springen und aus Leibeskräften schreien.

Vater würde wohl zunächst gelassener sein und Mausefallen aufstellen. Die aber wollten die Kinder Nachts abwechselnd außer Gefecht setzen.

Es verging eine ganze Woche und die Mäuse waren nachdem sie von den Kindern verschwörerisch ausgesetzt worden waren, nirgends und nie zu sehen gewesen. Seltsam. Wo waren sie bloß geblieben? Der Traum auf diese Weise zu einer Katze zu kommen wurde immer Ungewisser, denn schon in wenigen Tagen war Heiliger Abend.

Stubs und Schnalle hatten sich inzwischen gemütlich eingerichtet. Der älteste Sohn hatte bereits am ersten Abend ihres Daseins einen Wollhandschuh im Haus verloren. Den hatte sich die beiden Nager unter ein Bücherbord gezogen und es sich so richtig gemütlich eingerichtet. Satt wurden sie auch, denn in einem Haus mit vier Kindern gab es gerade in der Vorweihnachtszeit die feinsten Krümel und daher keine Not für zwei kleine Mäuse. Gefahr von einer Katze ging auch nicht aus und so meinten die Beiden hier könnte man es über den Winter genüsslich aushallen.

Und dann war es schließlich so weit. Der Heilige Abend war gekommen und die ganze Familie ging zum Weihnachtsgottesdienst. Dort wurde gespielt und gesungen und gefeiert und gebetet.

Die kleine Irmgard konnte sich in diesem Jahr aber gar nicht so recht freuen. Zu sehr hatte sie gehofft eine kleine Katze zum Weihnachtsfest zu bekommen. Dafür hätte sie ihr ganzes restliches Taschengeld gegeben und viele schöne Spielsachen auch. Heute saß sie ganz still in der Kirchebank und betete aus tiefsten herzen: „Lieber Gott, wenn es nicht zuviel verlangt ist, dann schenke mir bitte, bitte eine kleine Katze.“

Zuhause war schon die Weihnachtsstube gerichtet und der Baum geputzt.

Die Mäuse derweil freuten sich da sie heute schon viel früher als sonst einen Sturmfreie Bude hatten. Sie kletterten neugierig über die Geschenke und gelangten so an den leckeren Schokoladenbaumbehang, der ihnen wie ein Festessen erschien. Doch plötzlich fegte ein heftiger Windstoß die Terrassentür einen Spalt weit auf. Wie sehr waren die beiden da erschrocken, denn dort vor der Tür saß außerdem ein kleiner schwarz getigerter Kater der sie wohl schon gesehen haben musste.

Er leckte sich schon das Schnäuzchen und war mit einem Satz bei den Geschenken.

In aller letzter Sekunde konnten sich Stubs und Schnalle noch unter einem Sofa in Sicherheit bringen. Zu dumm dachten sie, dass der Hausherr nachdem er den Tannenbaum über die Terrassentür ins Zimmer herein gebracht hatte, die Tür nicht richtig verschlossen hatte.

Der Kater versuchte eine Weile an sie heran zu kommen, sah aber bald die Sinnlosigkeit ein und machte sich nun an den Weihnachtskugeln des Baumes zu schaffen. Damit war herrlich zu spielen. Sie glänzten in herrlichen Farben und manche Glöckchen gaben bei den Schwingungen sogar wunderbare Töne von sich.

Plötzlich aber Kinderstimmen, die Familie war zurück und ganz leise wurde die Tür zum Wohnzimmer geöffnet. Vor Schreck saß der kleine Kater wie angewurzelt zwischen all den großen und kleinen Geschenken und schaute ängstlich und doch erwartungsvoll der Familie entgegen.

Die Kinder konnten ihre Freude und das Staunen über das süße Tier nicht verbergen. Die Eltern hingegen schauten sich verwundert an.

Dann sagte die kleine Irmgard ganz andächtig und laut. „Danke, danke lieber Gott.“

Die Kinder fielen gleichzeitig dem ahnungslosen, verwirrten Vater um den Hals und mit leuchtenden Augen und dankbarem Herzen erklang vierstimmig ihr Jubelgeschrei.

Selbst die Mutter nahm liebevoll ihren Mann in den Arm, küsste und drückt ihn mit den Worten: „Das ist aber eine gelungene Überraschung!“

Der Vater jedoch immer noch ganz verwirrt stammelt den Satz: „Du lieber Gott was für eine schöne Bescherung - im wahrsten Sinn des Wortes!“

 

Und die Mäuse???? Die hatten sich blitzschnell und unbeobachtet durch die offene Verandatür aus dem Staub gemacht, denn nun gab es für sie hier im Haus keine ruhige Minute mehr.

Fenster-19-August-ohne.jpg
bottom of page